COBRA VERDE FILMBUCH. 1987
Werner Herzog Cobra Verde Filmbuch Fotografien von Beat Presser. Tagebuch von Bruce Chatwin. Gespräche mit Werner Herzog von Steff Gruber. Geschichte des Films und Dialoge von Werner Herzog. Stemmle Verlag,Schaffhausen 1987. ISBN 3-7231-0375-8.
Werner Herzog Cobra Verde Filmbook. Photographs by Beat Presser. Diary by Bruce Chatwin. Conversation with Werner Herzog by Steff Gruber. History of the movie and dialogues by Werner Herzog. Stemmle Verlag, Schaffhausen 1987. ISBN 3-7231-0375-8.
DREHARBEITEN
“Als ich wieder ins Motel in Alice Springs zurückkam fand ich eine Nachricht vor: Werner Herzog suche mich. Wir trafen uns am Airport in Melbourne. Aber schon nach wenigen Minuten driftete unsere Unterhaltung in verschiedene abstruse Richtungen auseinander. Er hatte eben seine Vorstellungen – und ich meine. Es gelang mir jedoch, ein zerfleddertes Exemplar meines ”The Viceroy of Ouidah” für ihn aufzutreiben. Zu meiner grössten Überraschung sagte er: Das ist ein Text, der mir gefällt. Eines Tages machen wir einen Film draus.”
Aus dem Tagebuch von Bruce Chatwin
FILMSET
„When I came back to the motel in Alice Springs there was a message waiting: Werner Herzog was looking for me. We met at the Melbourne Airport. But already after a few minutes our conversation drifted into different abstruse directions. He just had his ideas – and I had mine. I succeeded, however, in getting him a tattered copy of my ‘The Viceroy of Ouidah’. To my greatest surprise he said: That’s a text I like. One day we’ll be making a film from it.”
From Bruce Chatwin’s diary.
“Sehr oft ist es so, dass bei Drehbeginn eine wahnsinnige Brüllerei losgeht, das kommt auch aus seiner Unsicherheit. Aber Kinski ist so ausserordentlich, dass er seinen Raum haben muss. Wenn er den nicht hat, wird er niemals einen guten Film machen. Und das kostet natürlich unglaubliche Kraft auch von mir und auch Selbstverleugnung und Nerven und Standvermögen und ich weiss nicht was alles. Angenehm ist es nicht!”
Gespräche mit Werner Herzog
“It’s very often that at the beginning of a shooting an insane shouting sets in, which also stems from his unsecurity. But Kinski is so extraordinary that he has to have his space. If he doesn’t have that he’ll never make a good movie. Of course this means an unbelievable exertion, also on my side, and self-denial, too, and nerves, and perseverance, and I don’t know what all. It’s not pleasant at all!”
Conversation with Werner Herzog
“Als de Souza an die Sklavenküste kam, wurde er Kommandant der Handelsfestung. Nach einer Kerkerstrafe inszenierte er eine Palastrevolution und ersetzte den König von Dahomey durch einen anderen. Dann reorganisierte er die Armee von Dahomey und ihr Amazonenkorps. Als Lohn für diese Dienste wurde ihm der Titel eines “Chacha” oder Vizekönigs von Ouidah verliehen. Zugleich sicherte er sich das Monopol für den Export von Sklaven, den Grundstein seines riesigen Vermögens.”
Aus dem Tagebuch von Bruce Chatwin
“When de Souza reached the Slave Coast he became the commander of the trade fort. After an imprisonment he staged a palace revolution and replaced the king of Dahomey by another one. Then he reorganised the army of Dahomey and their amazon corps. As a reward for his services he was made a ‘chacha’ or Viceroy of Ouidah. At the same time he secured for himself the monopoly of the exportation of slaves, the basis of his huge fortune.”
From Bruce Chatwin’s diary
“Und dann, weisst du; kommen die Berge, die immer höher aufsteigen, bis über die Wolken. Und über die Wolken. Und über den Wolken, da kommt dann der Schnee. Er fällt immer nur nachts. Wie federn, aber immer nur, über den Wolken. dann wird alles ganz leicht und weiss. Die Tiere werden alle weiss, die Schneelöwen, die Hasen, und auch die Adler verwandeln sich in weisse Schneeflocken. Und wenn man durch den Schnee geht, sind die Füsse ganz leicht, ganz ohne Schwere. Und die Flocken fliegen auseinander wie Federn. In ein paar Jahren verkaufe ich die Bar, nehme ein Pferd und gehe nach Westen, bis in die Berge.”
Euclides
“And then, you know, come the mountains which rise up higher and higher, up above the clouds. And above the clouds, the snow is coming. It always falls at night. Like feathers but only above the clouds. Then everything becomes very light and white. All the animals turn white, the snow lions, hares, and the eagles, too, change into white snowflakes. And when one is walking through the snow feet are quite light, totally without weight. And flakes scatter like feathers. In a couple of years I’ll sell the bar, take a horse and go west, as far as the mountains.”
Euclides
“In Afrika angekommen, stellt Francisco Manoel sofort kühn Forderungen, und man lässt ihn am Leben, denn offensichtlich braucht der König, der an seiner Nordgrenze Krieg führt, Waffen und Geld. Das Sklavenfort Elmina, dessen Besatzung zehn Jahre zuvor niedergemacht wurde, wird für ihn wieder instand gesetzt. Dann treffen die ersten Skalvenkarawanen ein. Der Handel beginnt in der Endzeit der Sklaverei noch einmal grösser, als je zuvor”.
Werner Herzog die Geschichte des Films
“Having arrived in Africa Francisco Manoel at once makes demands, boldly, and one lets him live, since the king who wages a war on his northern border, apparently needs arms and money. The slave fort, Fort Elmina, whose garrison had been slaughtered ten years before, is being renovated for him. Then the first slave caravans arrive. In the final stage of slavery the commerce sets in for another time, in fact bigger as ever before.”
Werner Herzog the movie’s history
“Es war kein Missverständnis. Es, es war ein grosses Verbrechen. Die Sklaverei ist eine Eigenschaft des menschlichen Herzens.”
Francisco Manoel
“It was no misunderstanding. It, it was a great crime. Slavery is a quality of the human heart.”
Francisco Manoel
“Er versucht ein Schiff, ein Boot ins Meer zu schleppen, was natürlich viel zu schwer ist. Ich merke gegen Ende der Szene, jetzt kommt noch was, und ich lasse die Kamera laufen. Er weiss, dass ich weiterlaufen lasse, da hat er ein blindes Vertrauen in mich, ein absolut blindes Vertrauen. Es geht dann so weiter, dass er erschöpft zusammenbricht, ertrinkt und vom Meer weggespült wird. Das ist minutenlang, minutenlang dann auch im Film. Es ist eine Szene, die sich so entwickelt hat, wie es keiner vorher wusste, weder er noch ich, aber wir wussten von einander, dass wir das jetzt zusammen machen würden. Da hatte er die vollkommene Sicherheit. Jeder andere hätte wahrscheinlich die Kamera abgeschaltet in dem Moment, wo er in die Knie gebrochen ist und nicht mehr weiter konnte. Dann wäre es vorbei gewesen. Solche Momente sind für mich einzigartig. Dafür lohnt sich alles.”
Gespräche mit Werner Herzog
“He tries to drag a ship, a boat into the sea, which of course is much too heavy. Towards the end of the scene I feel, now there’ll be something more, and I let the camera run. He knows that I let it go on running, he’s having a blind trust there, an absolutely blind trust. It then goes on that he collapses, with exhaustion, drowns, and is being washed away by the sea. This goes on minutes long, minutes long also in the film. It’s a scene which developped as nobody knew it before, neither him nor myself, but we knew of each other that we’d now do that together. There he had this total security. Probably, everybody else would have switched off the camera the moment where he sank to his knees and couldn’t go on. Then it would have been over. For me, such moments are unique. For it, everything is worthwhile.”
Conversation with Werner Herzog
“Wir haben in diesem Jahrhundert vielleicht zwei oder drei Leute gehabt von dem Kaliber Kinskis. Es gibt niemand anderen, er ist ein Weltwunder, und dieses Weltwunder kann jetzt noch einmal besichtigt werden. Irgendwann kippt es vielleicht, irgendwann geht es vielleicht nicht mehr, ich weiss es nicht genau, möglicherweise irre ich mich. Es gibt eine Pflicht, eine aussergewöhnliche Pflicht, die auf mir auferlegt ist, weil es kein anderer macht. Ich muss das hinnehmen können, denn ich will ein guter Soldat des Kinos sein.”
Gespräche mit Werner Herzog
“In this century we maybe had two or three of Kinski’s type. There is nobody else, he is a wonder of the world, and this wonder of the world can now be viewed for one more time. Sometime it maybe topples over, sometime it maybe doesn’t work anymore, I do not exactly know, maybe I’m wrong. There is a duty, an extraordinary duty which is inflicted on me, because nobody else does it. I have to be able to accept it because I want to be a good soldier of the cinema.”
Conversation with Werner Herzog
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