OASE DER STILLE
Ein Buch mit Fotografien und Texten von Beat Presser. Fotografiert in Indien, Thailand, Burma, Laos, Sri Lanka und Kambodscha. Herausgegeben im Benteli Verlag, Wabern-Bern, 2005. 144 Seiten mit 94 schwarz-weiss Duplex Abbildungen. Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag. Format: 24 x 25 cm.
OASIS OF SILENCE
book with photographs and texts by Beat Presser. Photographed in India, Thailand, Burma, Laos, Sri Lanka and Cambodia. Published by Benteli Verlag, Wabern-Bern, 2005. 144 pages with 94 duotone photographs. Hardcover, bound, with dust jacket. Size 24 x 25 cm.
Der Schweizer Beat Presser gehört zu den renommiertesten Fotografen und Filmschaffenden der Gegenwart. 1952 geboren, begann er seine Laufbahn Anfang der 70er-Jahre als Assistent bei den Modefotografen Onorio Mansutti (Basel) und Just Jaeckin (Paris). Bei ihnen entwickelte er seinen Sinn für Ästhetik, die Kunst der Lichtführung und den Umgang mit „schwierigen“ Menschen. Seit Mitte der 70er-Jahren reist Presser zumeist als sein eigener Produzent, Regisseur, Kameramann und Fotograf durch die Welt. Außerdem konzipiert er weltweit Ausstellungen seines fotografischen Oeuvres und unterrichtet an verschiedenen Universitäten, Foto- und Filmhochschulen in Europa, Afrika, Südamerika und Asien. In seinem jüngsten Buch „Oase der Stille“ (Benteli Verlag, Bern) berichtet Beat Presser in Wort und Bild von seinen Begegnungen mit dem Buddhismus in Südostasien.
Adelbert Reif. Freier Journalist München
In the early 1970s Beat Presser was injured in a car accident in Thailand. He suffered serious injuries to the spine, which made it impossible for him to stand or walk. After a visit to the hospital, he was transferred to a nearby Buddhist monastery where the monks were to take care of him. After five days of complete immobility, the Abbot, a healer famous throughout the country, took charge of Beat. The treatment, which was given twice daily, consisted of massages and remedies unknown to Western medicine, all accompanied by strange perfumes and mysterious chants. Beat Presser shared the kuti (the monk’s hut) with the Abbot and was thus allowed an insight into the life of Buddhist monks. Three weeks later he was discharged with a clean bill of health, able to walk again. That was when he took the decision – should he ever be the photographer he wanted to become – to return to Southeast Asia and realize a story on Buddhism.
Adelbert Reif. Freelance journalist. Munich
DAS KLOSTER ALS AUSBILDUNGSSTÄTTE
Pag Di ist kein Novize auf Zeit, er wird sein Leben im Kloster verbringen. Pag Di‘s Mutter ist zur Ordination angereist und hat den jungen Mann, noch keine neun Jahre alt, dem Kloster übergeben. Pag Di kommt aus dem Nordosten des grossen Landes und entstammt einer kinderreichen Bauernfamilie. Der Ertrag der Arbeit auf dem Felde ist zu gering, um allen acht Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen, und das Leben im Kloster bietet eine gute Ausbildung. Die Familie bestimmt, Pag Di beugt sich dem Willen der Gemeinschaft.
WESTLICHER EINFLUSS IM BUDDHISMUS
Lange Zeit wurde Lord Buddha nur symbolisch dargestellt. Als Baum, als Rad mit acht Speichen, durch seinen Fussabdruck oder als Pagode. Dann aber kam Alexander der Grosse, der nach Ägypten und Persien auch Indien unterwerfen wollte. Dies misslang und Alexander kehrte nach Babylon zurück. Viele aber, die ihn bei seinem Feldzug und der damit verbundenen Invasion begleiteten, waren Händler, Schauspieler, Gaukler, Künstler und einige von ihnen blieben in Indien zurück und wurden Buddhisten. Sie konnten es sich nicht vorstellen, Lord Buddha zu verehren, ohne sich ein Bildnis zu machen und so begannen sie Buddhafiguren zu entwerfen. Und da sie noch oft an ihre alte Heimat dachten, sieht Lord Buddha demnach ein wenig griechisch aus!
MONASTIC LIFE
The life of the monks is regulated in a very strict manner. There are 227 regulations to be followed by the Bhikkus. They are not allowed to destroy life, to take what is not given to them, to tell lies, to consume drugs that overshadow the mind, to either dance or sing, to play music, to go to the movies or see stage plays, to use cosmetics or perfumes, and know many more restrictions. Poverty, moderation, and love of peace are the three principles they have to adhere to. What is allowed for them is their monk’s robe, an alms-bowl, a belt, a needle, a sieve to remove tiny animals from drinking water, and a razor blade, with which they shave their head at full moon and at new moon.
WESTERN INFLUENCE ON BUDDHISM
For a long time the Buddha was portrayed through symbols alone, such as the tree or the eight-spoked wheel, as a footprint or a pagoda. But Alexander the Great arrived in India, desirous of conquering it in the same way he had conquered Egypt and Persia. The campaign failed, and Alexander returned to Babylon. In the wake of the Greek expedition, merchants, actors, jugglers and artists came to India, and some settled down and converted to Buddhism. But as they could not imagine worshipping the Buddha without having a representation of him, they began to create images of him. And as they often thought of their distant homeland, the Buddha sometimes seems a little Greek.
PRESSESTIMMEN
VON MÖNCHEN GESUND GEPFLEGT
Mit dem grossformatigen Fotoband «Oase der Stille» beschreibt der Basler Fotograf Beat Presser den Alltag buddhistischer Klöster in Südostasien auf eine bisher noch nie gezeigte Art. Der schwarzweisse Bildband dokumentiert nicht nur mit Bild und Wort Leben und Riten buddhistischer Mönche, sondern transportiert auf einmalige Weise Meditation, Ruhe und Gelassenheit in das Bewusstsein des Betrachters und Lesers.
Am Anfang von «Oase der Stille» steht ein Versprechen. Als Beat Presser nämlich 1971 19-jährig bei einem Autounfall in Thailand schwer verletzt und danach in einem buddhistischen Kloster von Mönchen gesund gepflegt wurde, legte er das Versprechen ab, irgendwann einmal als berühmter Fotograf zurückzukehren und eine fotografische Arbeit über das Leben im buddhistischen Kloster anzufertigen. Nach über 30 Jahren ist aus Beat Presser ein bekannter Fotograf geworden, und er hat sein Versprechen eingehalten, ist mit seiner Kamera nach Thailand, Burma, Laos, Sri Lanka und Kambodscha ins Kloster zurückgekehrt und hat mit «Oase der Stille» eine bemerkenswerte Hommage an seine Lebensretter abgeliefert.
Niggi Freundlieb. Freier Journalist. Basel, Schweiz
Ab in das Innere, in ein Land der Ruhe, der Einkehr und der Meditation. Ab in die Welt der buddhistischen Klöster. Der Basler Fotograf zeigt aufs Genaueste, mit der notwendigen Nähe und dem richtigen Respekt den Alltag und die Riten der Mönche. Er fängt die stillen und die lustigen Momente ein und schafft es, mit seinen Schwarz-Weiss-Bildern eine Welt zu dokumentieren, die seit Jahrhunderten gleich aussieht, hier aber von Bild zu Bild mehr und mehr Farben, Nuancen und Individualität erhält.»
Berner Zeitung, 17.1.2006
Fünf Jahre lang reiste Presser mit seiner Leica zu abgeschiedenen Tempeln in Bambuswäldern und Reisfeldern, protokollierte Gespräche über die Wege zum erfüllten Dasein. Vor allem jedoch bewährte er sich als begnadeter Augenzeuge, dessen perfektionistische Aufnahmen Ruhe, Gelassenheit und Konzentration ins Bild setzen. – Die Inseln der Stille, es gibt sie noch: Jenseits von Bangkoks Strassenlärm sitzt der neunjährige Noviz Pag Di in sich gekehrt im Schatten eines Bodhi-Baumes. In Dimbulagala (Sri Lanka) lassen kahl geschorene Äbte das weltliche Leben beim Studium der Heiligen Schriften hinter sich.”
«Die Zeit» 10.3.2006
FREMDE GELASSENHEIT
Der junge Mönch hat es ausnahmsweise eilig. Das Kloster, zu dem er gehört, liegt irgendwo auf dem Land in Südostasien. Beat Presser fuhr 2000 nach Thailand. 30 Jahre zuvor hatte er bei einer Reise einen schweren Unfall und wurde von buddhistischen Mönchen gesundgepflegt. Nun kam er zurück und lebte fünf Jahre in Klöstern in Indien, Burma, Laos, Sri Lanka, Kambodscha und eben in Thailand. Das Buch, das er aus den vielen Fotos zusammenstellte, will weniger die einzelnen Orte und ihre Unterschiede festhalten als die Gemeinsamkeiten im buddhistischen Klosteralltag sichtbar machen. Der 1952 in Basel geborene Fotograf und Kameramann geht behutsam vor. Das schafft eine Atmosphäre, in der fremde Gelassenheit dieser “Oase der Stille” sich vermittelt.
NZZ am Sonntag, 24.9.2006 (gm)
NOVICE`S LIFE
A novice’s life is not easy; each movement they make is meant to be a reflected one, and running around freely is frowned upon. They are not allowed to speak unless it is necessary, and when doing, in a polite and respectful manner. And the abbot’s emphasis is on the observance of instructions and traditional regulations determining the novices’ lives. It is a different world than the one they knew from back home. Every now and then, however, an abbot, like the head of the monastery in Burma, understands the needs of the young temple dwellers, and allows a weekly game of soccer. Further allowed it the casting of small pebbles, in order to hit a particular target, and it is a quite popular game. A game that sharpens the mind and the actions of the young novices. Some of the novices are staying in the monasteries for a specified period of time; others will spend their entire life in the monastery.
In the story and in the book, the 4th of May 2546 plays an important role. This date coincided with the full moon and it was the day of ordination.
Together with 150 boys aged 7 to 14, Ja Ras and Pag Di, the two main protagonists of the book, are received into a Buddhist monastery in the heart of a bamboo forest. Ja Ras will pass the hot summer months there, before returning to his family in the city in autumn. He is a novice for a limited period. Pag Di, however, will remain at the monastery. He comes from the northeast of his huge country and is a child of a large farming family. The crops from their fields are too meagre to allow all eight children to study, and the life in a monastery provides an excellent education, but it is not the anticipation of his studies that excites Pag Di; he has always been attracted by monastic life, and therefore it is only logical that on 4th May 2546, he should begin his new life. The year is 2546 because the Buddhist era began with the death of the Buddha, over 2500 years ago.
HUMAN IMAGERY MUSEUM
On my way here, to the monastery in the bamboo forest, I made a stop at the Human Imagery Museum. There, the royal family and some meritorious monks were displayed. These figures made of plastic looked quite real. The dimly lit monks, sitting there lost in meditation, seemed so real that I thought they would return to the monastery after their meditation. Visitors to the museum bowed to the noble dignitaries, remained silent for a moment, and made their reverence and homage.
At the entrance to the exhibition there were two people: a woman, probably working at the museum, and a middle-aged man reading a newspaper. I continued my walk through this rather impressive museum and was fascinated by the artfully modelled royal family, the present king and all the kings before him. I spent some four or five hours there, before I decided that it was time to go.
So I slowly made my way to the exit, and when I turned around for a last look, the woman and the man with the newspaper were still there. In exactly the same position as they had been all those hours ago, motionless. All of a sudden I became aware that they, too, were made of plastic!
Text from the book Oasis of Silencei
II